Anders als gedacht
Ein Stück des ursprünglichen Blankenese wurde zur Freude aller erhalten
In einem Bereich von Blankenese, der sich durch eine überwiegend gründerzeitliche, weitgehend intakte Einzelhausbebauung auszeichnet, kauften die Bauherren ein Grundstück mit Wohnhaus – zunächst mit der Idee, dort einen Neubau für ihre fünfköpfige Familie zu errichten. Bei einem Gespräch mit dem Bauamt stellte sich aber heraus, dass das Quartier durch eine städtebauliche Erhaltungsverordnung geschützt ist. Da diese Bebauungsstruktur mit großbürgerlichen Ein- und Mehrfamilienhäusern ein für die Elbvororte ortstypisches Siedlungsbild darstellt und von übergeordneter städtebaulicher Bedeutung ist, musste die Stadtvilla erhalten und entsprechende Auflagen für An- und Ausbauten eingehalten werden. Für den Umbau der Stadtvilla mit Komplettsanierung inklusive neuem Anbau engagierten die Bauherren den Architekten Matthias Mecklenburg.
In ersten Planungsgesprächen wurde die Vorstellung eines offenen großzügigen Wohn- und Essbereichs im Erdgeschoss als Mittelpunkt des Familienlebens entwickelt und der Platzbedarf konkretisiert. Aus diesen Vorgaben entstand der Entwurf für einen zweigeschossigen Anbau, der eng mit dem zuständigen Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung abgestimmt wurde. So kam es auch zu der Anordnung des Anbaus auf der rückwärtigen Gartenseite, wodurch sowohl die straßenseitige, milieuprägende Ansicht gewahrt als auch die Privatheit im Anbau geschützt wurde. Diverse Umbauten im Erdgeschoss ermöglichen den gewünschten, durchgehend offenen Raum vom straßenseitigen Erker der historischen Villa bis zum deckenhoch verglasten Anbau auf der Rückseite. Die Küche bildet das Herzstück dieses Ensembles. Von hier aus ergeben sich lange Blickachsen in den Vorgarten und auf die rückseitige Gartenterrasse. Der Eingangsbereich mit dem ursprünglich abgeschlossenen Treppenhaus ist komplett umgestaltet worden. Die neue Treppe mit ihrer scharfgeschnittenen, durchlaufenden MDF-Brüstung ist nun bewusst offen und modern gehalten.
Der Raum für den neuen Garderobenbereich wurde vom vorderen Zimmer abgezweigt. Auf diese Weise ist ein großer und heller Empfangsbereich mit ausreichend Platz für die Garderobe der ganzen Familie und von Gästen entstanden. Das Garderobenmöbel und sämtliche Tischlereinbauten hat der Architekt entworfen. Im Obergeschoss sind ganz klassisch die privaten Räume der Familie angeordnet. Die drei Kinderzimmer – jeweils gut 20 m² groß – und das großzügige Kinderbad liegen im Bestandsgebäude. Der eigenständige Elterntrakt mit Schlafzimmer, Badezimmer und Ankleide ist im Obergeschoss des Anbaus untergebracht. Die glücklichen Bauherren fühlen sich auch durch den Zuspruch vieler erleichterter Nachbarn bestätigt und freuen sich, dass durch den Villenumbau ein Stück des ursprünglichen Blankenese erhalten geblieben ist.
(Erschienen in CUBE Hamburg 03|19)